Die Firma Bleyle wurde im Jahr 1889 von Wilhelm Bleyle (1850–1915) aus Feldkirch (Österreich) gegründet. Nach einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann im Zigarrenhandel in Ulm und beruflichen Erfahrungen als Buchhalter und Handelsvertreter für ein Stuttgarter Unternehmen, musste Wilhelm Bleyle zunächst den Gemischtwarenladen eines Bruders in Feldkirch weiterführen, als dieser in die USA auswanderte. 1885 kaufte sich Wilhelm Bleyle eine Strickmaschine, zunächst nur für den privaten Gebrauch, um seine sechs Kinder preiswert einzukleiden. Daraus entwickelte sich eine Geschäftsidee, die er 1889 in Stuttgart umsetzte. Er eröffnete eine „Garnhandlung mit Fabrikation und Verkauf von gestrickten Waren“.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Wilhelm Bleyle fünf Strickmaschinen, etwa 5000 Goldmark Eigenkapital und acht Beschäftigte. Im Unterschied zu anderen Strickwarenherstellern dieser Zeit, ließ Wilhelm Bleyle keine kompletten Kleidungsstücke am Stück stricken, sondern große Bahnen, aus denen er die einzelnen Teile zuschneiden und dann zusammennähen ließ. Dieses Verfahren erwies sich in der Folgezeit als sehr erfolgreich.
Zu den ersten Produkten, die die Firma Bleyle herstellte, gehörten gestrickte Matrosenanzüge für Knaben, die zu dieser Zeit sehr populär waren. Die Produktion weitete sich bald aus und 1901 bezog der Betrieb die erste eigene Fabrikhalle. 1903 folgte ein Zweitbetrieb in Brackenheim und 1905 in Ludwigsburg. Im Jahre 1912 wurde ein weiterer neuer Firmensitz in der Rotebühlstraße (Ecke Röte- und Seyffertstraße) in Stuttgart bezogen. Ein Jahr später 1913 übergab Wilhelm Bleyle die Geschäftsführung an seine Söhne Max und Fritz Bleyle und an seinen Schwager Arthur Weber. Die Firma war nun eine offene Handelsgesellschaft. Wilhelm Bleyle verstarb am 16.02.1915 nach langem und schwerem Leiden.
1905 betrug der Umsatz des Unternehmens schon eine Million Goldmark, im Jahr 1913 waren es bereits fünf Millionen RM. Auch die Mitarbeiterzahl hatte rasant zugenommen. Wie auch in anderen Betrieben versuchte Wilhelm Bleyle trotz steigender Belegschaftszahlen alle Arbeiter zu integrieren. Die Unternehmer gaben allen Beschäftigten bei Bleyle das Gefühl, Teil der Familie und Teil von etwas ganz Besonderem zu sein. Bleyle Arbeiter hatten zu dieser Zeit ein höheres Ansehen gegenüber anderen Fabrikarbeitern. Das Unternehmen erfüllte zu dieser Zeit alle Anforderungen an Hygiene und Atmosphäre.
Auch das Kantinenessen für die Arbeiter war gut und günstig, ebenfalls gab es Arbeiterpensionsfonds, die Nähsäle waren auf den neusten technischen Stand und es gab einen Fabrikverkauf, indem die Arbeiterinnen günstig die Ware kaufen konnten. 1910 arbeiteten in dem Unternehmen Bleyle zirka 1000 und 1918 waren es schon 2000 Mitarbeiter. Bereits 1913 zählten 4933 Geschäftsadressen zu Bleyles festen Kundenstamm. Das wichtigste Produkt war weiterhin der Matrosenanzug. Dieser verkaufte sich besonders in den Jahren vor dem 1.Weltkrieg sehr gut. Schon 1915 gab es bereits 12 verschiedene Modelle.
In der Zeit des ersten Weltkrieges kämpfte die Firma ums Überleben. Wie alle Textilunternehmen musste auch Bleyle diese Krise des Mangels vor allem der Rohstoffe überstehen. Der Krieg brachte zwar keinen Rückgang der Nachfrage mit sich, hatte aber spürbare Auswirkungen auf die Qualität der Wolle und der Beschaffung der Rohstoffe. Bleyles Vorräte waren im Herbst 1914 für die Armee beschlagnahmt worden. Die danach zugeteilte Wolle war meist von relativ schlechter Qualität, so dass das Unternehmen ab 1916 bis in die 1920er Jahre keine Kleidung mehr unter seinem Markennamen verkaufte, um den Ruf nicht zu schädigen.
Der erste Weltkrieg brachte aufgrund der Rohstoffknappheit für Bleyle große Probleme, aber der Krieg brachte auch große Heeresaufträge, die nur mit einer wachsenden Belegschaft abgearbeitet werden konnten. Die zivile Produktion kam zum Erliegen, Bleyle sattelte voll auf Militärproduktion um (z.B. Zeltbahnen, Uniformen und Fallschirme). Als alle Rohstoffe völlig aufgebraucht waren, wurde auf Rüstungsgüter umgestellt. An Drehbänken wurden Teile für Minen hergestellt. In dieser Zeit leitete Max Bleyle den Betrieb alleine, Fritz Bleyle und Artur Weber waren zu dieser Zeit eingezogen worden.
Nach der Kriegszeit um 1919 war das Unternehmen mit dem Aufbau und der Umstellung auf „Friedensproduktion“ unter schwierigen wirtschaftlichen und politischen Bedingungen beschäftigt. Es fehlten in dieser Zeit viele deutsche Arbeitskräfte und Bleyle beschäftigte während der Kriegsjahre russische Frauen. Während dieser Weltwirtschaftskrise stand die Firma unter enormen Druck, die wirtschaftliche Gesamtsituation in Deutschland erforderte mutige Entscheidungen. In dieser Zeit verlor die Kinderbekleidung zusehends an Bedeutung und die Nachfrage für Damenbekleidung wuchs. Um 1924-27 konnte durch die Neuerscheinung der Flachstrickmaschinen gemusterte und abgepasste Damen-, Herren- und Kinderpullover, sowie Westen hergestellt werden.
Ab 1930 wurden vermehrt Damenröcke und Kleider für Damen und jungen Mädchen produziert; das war der zweite Produktionsabschnitt und bildete mit dem Ersten den Hauptanteil der Produktion bis ca. 1950.
1936 mit dem zweiten Vierjahresplan, den Autarkiebestrebungen und der Umstellung der Wirtschaft auf Kriegsprodukte, muss Bleyle neue Wege beschreiten, um zu überleben. Devisen sollten für die NS-Wirtschaft ins Land geholt werden, Bleyle wird eine übermäßige Exportorientierung verordnet. Für Bleyle war dies jedoch ein Verlustgeschäft (die Listenpreise im Ausland waren geringer als in Deutschland; auch teurere Reklame, Sonderkosten usw.). Trotzdem wird im Jahr 1936 ein Brauereigelände in Ludwigsburg zugekauft, Bleyle beschäftigt circa 6000 Arbeiter und Angestellte.
Gegen die Geschäftsführer und Mitglieder der Eigentümerfamilie wurde ein Strafverfahren wegen Volksverrat, Devisenvergehen und Steuerhinterziehung eingeleitet. Die Firmeninhaber Max Bleyle und Artur Weber wurden inhaftiert, Straf- und Steuernachzahlungen in enormer Höhe wurden fällig. Fritz Bleyle wurde von der Strafe verschont aufgrund seiner Unzurechnungsfähigkeit. Er wurde zu dieser Zeit in eine psychische Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen.
1939 wird das Bleyle Unternehmen aus Familienhand gegeben. Die Wilhelm Bleyle GmbH, an der die drei Gesellschafter mit je 800.000 RM beteiligt waren, hatte durch Kauf-Pachtvertrag am 12.12.1938 ihr Umlaufvermögen unter Vorbehalt des Rückkauf-Rechts an die Wilhelm Bleyle KG verkauft und das Anlagevermögen an die gleiche Firma verpachtet. Das Textilwerk Wilhelm Bleyle GmbH übernehmen die schon in verantwortlichen Positionen stehenden Bleyle Mitarbeiter, der Lehrer Adolf Mann und der Jurist Dr. Erich Hummel. Beide treten als neue Geschäftsführer auf.
1940 war das neu benannte Unternehmen Wilhelm Bleyle K.G. mit den neuen Geschäftsführern als Subunternehmer für das Unternehmen Mahle tätig. Die Übernahme der Filterproduktion verhalf ihnen zur der so dringenden Einstufung als „kriegswichtiger Betrieb“. Für diesen Zweck wurde die Firma das Filterwerk Mann + Hummel GmbH gegründet. Da Adolf Mann und Dr. Erich Hummel keine Techniker waren, vertrauten sie die technische Leitung des Filterwerks einem ehemaligen Strickmeister von Bleyle an.
Produziert wurden die Filter in einem der zwei Bleyle Werke in Ludwigsburg, in der Hindenburgstraße. Somit wurde aus dem ursprünglichen Bleyle Werk 2 das Mann + Hummel Werk 1, indem sämtliche Öl-, Luft- und sonstige Kraftstofffilter ab 1941 herstellt wurden. Die Bleyle Textilproduktion konzentrierte sich während dieser Zeit im größten Werk in der Wilhelm-Murr-Straße in Ludwigsburg.